ESSE unterstützt ein nachhaltiges pädagogisches Programm für Menschliche Werte in Haiti

Haiti, wo Bildung für viele noch ein Luxus ist

Haiti hat etwa 10 Millionen Einwohner, und es ist eines der ärmsten Länder der Welt. Bildung, das effektivste Mittel im Kampf gegen Armut und Hunger, das imstande ist, die Gesundheit und das Wohlergehen zu verbessern, Wachstum zu bringen und mehr Verantwortungsbewusstsein  in den Bürgern zu erwecken, ist in Haiti sehr kostspielig.

So gut wie alle Schulen auf Haiti sind Privatschulen; im ganzen Land gibt es nur wenige öffentliche. Aus diesem Grund besuchen nur 50% aller Kinder eine Schule. Viele gehen auch nur gelegentlich zur Schule.

Bildung ist die treibende Kraft für eine bessere  Zukunft

Das ESSE-Institut unterstützt zwei Grundschulen in Port au Prince, der Hauptstadt von Haiti. Diese Arbeit begann unmittelbar nach dem verheerenden Erdbeben im Jahre 2010, als eine größere Gruppe von Freiwilligen nach Haiti fuhr und anschließend über fünf Jahre lang dort aktiv blieb. 2011 wurde eine Schule namens ‚ABC for Life‘ eröffnet, die 80 Kindern Platz bot, von denen die meisten noch nie bzw. nur sehr sporadisch eine Schule besucht hatten. Eine zweite Grundschule, die Ecole Mixte de la Nouvelle Jérusalem, wurde im Jahre 2009 auf einem unbebauten Grundstück in Form von Zelten eingerichtet, in denen 80 Kinder unterrichtet wurden.

Bildung ist unerlässlich, wenn es darum geht, die Lebensqualität zu verbessern, aber mindestens ebenso wichtig ist die durch Bildung gebotene Chance, unser menschliches Potential und unsere Begabungen zu entwickeln. Darum ist das ESSE-Programm neben der Vermittlung der regulären Unterrichtsinhalte darauf ausgelegt, jedem Kind dazu zu verhelfen, seinen Charakter zu entwickeln, der auf den innewohnenden menschlichen Werten beruht. In beiden von ESSE unterstützten Schulen erhalten Kinder aus sehr unterprivilegierten Verhältnissen kostenlose Kindergarten- und Grundschulbildung.

Ausbildung der Lehrer

Zusätzlich zu der aktiven Unterstützung, welche etliche ehrenamtliche ESSE-Mitarbeiter seit 2011 den Schulen zukommen ließen, sind in Haiti auch einige Unterrichtseinheiten in Sathya Sai Education in Human Values (SSEHV) abgehalten worden, an denen Lehrer und interessierte Jugendliche teilnahmen. Die fünf Menschlichen Werte: Wahrheit, Rechtes Handeln, Frieden, Liebe und Gewaltlosigkeit und deren begleitende Aspekte wie Mitgefühl, Respekt, Hilfsbereitschaft, Anstand und Aufrichtigkeit sind Grundeigenschaften eines jeden menschlichen Wesens. Das Ziel besteht darin, diese Qualitäten zum Vorschein zu bringen und sie zu praktizieren. Durch das Praktizieren stellt sich allmählich die menschliche Exzellenz ein. In Haiti ist der Prozentsatz der Lehrer, die eine offizielle Ausbildung für ihre Tätigkeit bekommen, sehr niedrig. Und so bietet die SSEHV- Ausbildung eine großartige Gelegenheit, sich persönliche Fertigkeiten und Einsichten anzueignen, Unterrichtsmethoden voll pädagogischer und spielerischer,  werteorientierter Aktivitäten kennenzulernen und für sich das Handwerkzeug zu entwickeln, mit dem man auf der Grundlage dieser positiven menschlichen Werte den regulären Lehrplan durchziehen kann.

Im Sommer 2016 nahmen 30 einheimische Lehrer und Freiwillige aus Haiti an den SSEHV-Übungseinheiten teil, und 200 Kinder hatten teil an den Aktivitäten, die ihre eigenen Lehrer unter Anleitung und Supervision der freiwilligen Helfer aus Europa durchführten.

Im Sommer 2017 wurden ein fünftägiger Intensivkurs für 47 Lehrer und Jugendliche in Port au Prince sowie ein zweitägiger Kurs für 27 Teilnehmer in St. Marc abgehalten.

Im Februar 2018 wurden weiterführende Übungseinheiten angeboten, um die Themen zu vertiefen und deren praktische Umsetzung zu besprechen und zu bewerten. Mit dem Ziel, die Erziehung in Menschlichen Werten zu verbreiten, wurde in Haiti ein einheimisches Komitee für Menschliche Werte gegründet, dem eine größere Anzahl von Lehrern beider Schulen angehört.

Für Haiti ist es wirklich einzigartig, dass es Kindern aus ärmlichen Verhältnissen ermöglicht wird, völlig kostenlos in den Genuss einer regulären Schulbildung zu kommen, die zum Zweck der Charakterbildung besonderen Wert auf die Entfaltung der Menschlichen Werte legt.

Die Schulen

Die “ABC for Life” Schule hat derzeit 65 Schüler vom Kindergarten bis zur 6. Klasse. Zwei KindergärtnerInnen und drei GrundschullehrerInnen erteilen den Unterricht in Klassen, in denen verschiedene Altersgruppen zusammengefasst sind. Die Erziehung in Menschlichen Werten wird in alle Aspekte des schulischen Lebens integriert, zum Beispiel durch den liebevollen Umgang miteinander und durch Aktivitäten, welche das Bewusstsein für die Umwelt schärfen. Noch dazu erhalten alle Schüler jeden Freitagnachmittag eine Extrastunde in Menschlichen Werten. Samstags bieten ehrenamtliche Helfer 40 Kindern aus der Nachbarschaft Stunden im „Club der Talente und der Menschlichen Werte“ an. Einige Jugendliche aus der ursprünglichen Gründungsgruppe des Jahres 2011 leiten und unterstützen die Schule bis zum heutigen Tag. Einer von ihnen ist ein diplomierter Lehrer geworden, der an der „ABC for Life“-Schule unterrichtet.

Dank des hingebungsvollen Engagements des Direktors und der Lehrer hat sich die “Ecole Mixte de la Nouvelle Jérusalem“ heute von einer Zeltschule, die sich vor zahlreiche Hindernisse gestellt sah, zu einer Schule mit 200 Schülern entwickelt. Sieben lange Jahre arbeiteten alle Lehrer als Ehrenamtliche. In diesem Schuljahr bekamen sie zum ersten Mal ein kleines Stipendium. Im Kindergarten sind 70 Kinder, in der Grundschule 130. Der Direktor arbeitet weiterhin mit den Eltern, um sie in dem Entschluss zu bestärken, ihre Kinder zur Schule zu schicken - trotz ihrer Armut und all der Probleme, mit denen sie zu kämpfen haben. Als Schulgebäude dient ihnen ein angemietetes Haus mit einem überdachten Hof. Ihre Motivation beziehen alle aus dem Wunsch, die Kinder vor Kriminalität zu bewahren und ihnen zu einer abgeschlossenen Schulbildung zu verhelfen. Das Ziel besteht nicht nur darin, den Kindern Lesen und Schreiben beizubringen, sondern auch die Fähigkeit zu lieben: sich selbst, die Familie, die Gemeinschaft, das Land und Gott. Direktor und Lehrerschaft arbeiten weiterhin gemeinsam an der Erziehung zu Menschlichen Werten; sie wenden deren Prinzipien im gesamten schulischen Leben an und schaffen dadurch eine Atmosphäre der Liebe, der gegenseitigen Unterstützung und Achtsamkeit.

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